Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell 30.10.2023

Ferienhäuser La Palma Ferienhäuser La Palma Casa Martin Ferienhäuser La Palma Casa Martin Casa Martin La Palma La Palma Casa Martin Ferienhäuser La Palma


Nachrichtenarchiv La Palma
Casamartin 30.10.2023


Montag 30.10.2023 19:00 Uhr - El Paso


Brezeldiebe als Konjunkturprogramm
Wer kommt öfter, die Raupe oder der Vulkan?


Das Wetter macht uns seit Ende Juli wirklich keinen Spaß mehr. - Da wollte der Sommer zunächst so gar nicht wirklich beginnen, dann serviert uns der August getrüffelten Wandel vom Klima an versengten Tomaten. - OK, der September ließ uns dann vier Wochen verschnaufen und an einen Zufall glauben, bis dann im Oktober erneut eine Hitzewelle noch nie dagewesene Wetterlaunen brachte. - Jetzt scheint alles wieder im „Azorischen Lot“ zu hängen, aber wenn sieben Wochen Hitze im Jahr, und das in zwei Durchgängen normal werden sollten, dann werde ich von Biogarten auf Biostromproduktion umstellen und die Radieschen wieder von oben im Supermarkt betrachten. - Die Augusthitze ist mehrfach besprochen und noch immer nicht erledigt, da bringt uns der Oktober drei Wochen am Stück Temperaturen von 25 bis 35 Grad. - Unterer Wert nachts, tagsüber meist um die 33 Grad, also zwar 10 Grad unter dem August, aber im Oktober haben wir meist bereits den ersten Regen und den ersten Schnupfen hinter uns. - Um es vorweg zu nehmen, der Garten hat die zweite Hitzewelle natürlich deutlich besser überstanden, aber wenn wir alle jetzt so viel mehr Wasser für das gleiche Ergebnis an landwirtschaftlichen Produkten brauchen, dann müssen wir noch mal grundsätzlich überlegen, wo denn das Wasser herkommen soll. - Ein Apfelbaum blüht jetzt inzwischen das dritte Mal in diesem Jahr und eine Birne hat jetzt kleine Früchte, welche wohl im Dezember reif werden könnten und der Baum mit den Paraguayos hat kleine Fruchtknoten angesetzt, die aber wohl nichts werden. - Da ist alles durcheinander geraten und erst langsam will die Natur sich wieder an die eigentliche Jahreszeit erinnern und mir steckt ein gewaltiger Schreck in den Gliedern, da der Klimawandel wohl doch nicht tragbar an den „Islas Afortunadas“ also den „Glücklichen Inseln“ vorbei schwebt, sondern auch hier sein bedrohliches Gesicht zeigt.

Sicher hatten wir auch früher schon mal über dreißig Grad im Oktober, sicher sogar schon öfter. - Auch ist uns die dazugehörende Großwetterlage nicht gänzlich unbekannt, aber wie bereits im August, waren es nicht so sehr die Hitze überhaupt, sondern die Dauerhaftigkeit dieser Periode. - Kein Azorenhoch, sondern ein Wetternichts unter langsam nördlich dahin dümpelnden Weicheiertiefs und einfach keine Änderung in Sicht. - Anfänglich waren sich alle Wetterinstitute eigentlich einig, solch ein Scheiß dauert im Herbst drei bis vier Tage, oder mit schlechtem Willen auch mal eine Woche. So wurde das Anfang Oktober auch noch dargestellt, dann aber in Schleife wiederholt. - Glaubten wir bis letztes Jahr noch, die Kanaren könnten, aufgrund ihrer meteorologischen Sonderstellung als Wurmfortsatz des Azorenhochs dem Klimawandel einen SUV schlagen, so werden wir dieses Jahr eines Schlimmeren belehrt. Von ständigem Nordostpassat träumten wir, den ganzen Sommer lang, da ja wohl die Wetter gebenden Systeme träger und statischer werden und nun müssen wir lernen, dass eben nicht nur das gute Wetter länger anhält, sondern auch das schlechte. - Da sind wir ja mal ganz gespannt, ob das nun auch in Richtung mehr Niederschläge geht, weil man ja daraus auch schließen könnte, dass nun Tiefdruckgebiete, welche auch mal die Kanaren nass machen, länger bei uns Aufenthalt machen. - Bislang hat ja der Herbst bei uns im Westen erst ein paar Millimeter hinterlassen und so stehen wir weiterhin im Regensoll und warten jetzt gierig auf die nasse Antwort des Klimawandels auf unseren Schreckensommer.

Diese belastende Unsicherheit trieb mich so auch auf eine Versammlung unseres lokalen Bewässerungsverein, der „Comunidad de Regantes de El Paso“. - Man könnte das plump auch mit „Gießverein“ übersetzen, aber wir sind ja nicht plump und solch eine Gemeinschaft ist auch kein Warmduscherclub mit Halmameisterschaften, sondern für viele Anwohner inzwischen ein unverzichtbarer Wasserlieferant. - Auch für uns, obwohl wir auch noch „Aktienwasser“ sowie Stadtwasser haben, also gleich von drei Fronten mit Wasser bedient werden und können. - Allerdings sinkt ja seit Jahrzehnten bereits die Ausbeute aus den Stollen der hydrophilen Aktiengesellschaften und so ganz ist uns das nicht klar, ob das am sinkenden Wasserbestand der Galerien und Tunnel liegt, oder ob da vielleicht eine obskure Vermehrung der Aktionäre stattfindet. - Vielleicht auch beides, aber so viel als Beispiel: Vor 40 Jahren flossen uns mit 2 Aktien der „Aguas de Aridane“ noch 1,5 Liter pro Minute zu, so sind das heute 600 Gramm um im Ton zu bleiben, da diese Werte genau so angegeben werden. - Über ein Liter in Liter, darunter in Gramm, warum das so ist, das weiß vielleicht der Tanausú. - Also nicht einmal mehr die Hälfte und damit können wir, neben den Ferienhäusern, einer dauernd laufenden Waschmaschine, sollte nicht gerade Drachenflugtag sein, keinen Biogarten mehr betreiben. - Stadtwasser ist gechlort, also für meinen „Margrets Hope“ oder die tägliche Tasse Starbucks „Verona“ nicht wirklich geeignet und für den Garten, nicht nur verboten, sondern auch nicht gut. - Da kommt uns das Angebot der „Comunidad de Regantes“ recht, da kostet der Kubikmeter Wasser knapp unter 60 Cent und ein bis zweimal in der Woche können wir so unseren Tank mit reichlich und auch gutem Wasser füllen. - Diese Wasserlieferanten nun also riefen zur Versammlung auf und normalerweise halte ich mich von solchen Gemeinschaftssitzungen fern, da mir Menschenansammlungen so heimlich sind wie neoliberales Gruppenkuscheln. - Aber meine Sorge um die generelle Wasserversorgung war eben stärker und so schwang ich meinen linksgedrehten Bioleib ins noble Kulturhaus unserer kleinen Stadt.

Ein neues Projekt sollte auch vorgestellt werden und ich wurde schon unsicher, da alle entscheidenden Leute der Gemeinschaft (Techniker, Direktor, Zahlmeisterin) bereits im Saal waren, wir aber noch über eine halbe Stunde warten mussten, bis der stadteigene Beamer endlich das bekannte Microsoft-Thema aus dem Klapprechner auf die Leinwand sandte. - Plötzlich Blitzlicht und die Treppen hoch stolpernde Fotografen deuteten es an: Ich war in die politische Falle getappt! - Und das mir! - Dem mit allen Finten und Hammelsprüngen belehrten Austragsgrantler, der eigentlich seine Ruhe haben will, aber immer wieder über die FDP und die Coalición Canaria stolpert. - Das Ganze war ein Schaulaufen der Halbgranden der CC und man erzählte fast eine Stunde lang ausschweifend, wie schwierig es doch gewesen sei, die nächsten 7,3 Millionen Euro zu sichern, welche für den weiteren Ausbau unseres Bewässerungsnetzes von „Hermosilla nach Tajuya“ bereitgestellt würden. - Mal so ganz unter uns, mir reicht das Wasser, was da bei uns ankommt und selbst wenn ich nur alle 14 Tage eine Stunde aufdrehen könnte, wäre das immer noch genug für uns. - Aber man will ja größere Dinge machen, also größere Rohrumfänge, telemetrische Wasseruhren, (davor hatten die meisten Angst) und noch dazu ein Ausgleichsbecken am Ursprung unseres Leitungsnetzes, damit wir regelmäßig, also wie bisher, unser Wasser zapfen könnten. - Zwei Techniker erklärten uns knackig, was man denn vorhätte, das war in 10 Minuten durch, dann mussten wir aus drei der vier erlauchten politischen Münder hören, dass alles nur Dank ihrer unermüdlichen Arbeit möglich wäre. - Man durfte dann Fragen stellen, und die üblichen Claqueure, welche ebenso wie die Fotografen erst mit den Politikern eintrafen, bedankten sich auffallend bis fast schon chinesisch treu. - Einer allerdings, der wagte es die Frage zu stellen, die etwa so ging: Schön mit den vielen, neuen Rohren, haben wir denn auch genügend Wasser diese zu füllen? - Die Frage gefiel nicht und unser Ex-Bürgermeister und heutiger Inselpräsident ließ keinen Zweifel daran, dass es nicht die Zeit und schon gar nicht der Rahmen war, darüber zu sprechen. - Man rief dann schnell zum gemeinsamen Wein und Schnittchen der ruralen Art, wie das so üblich ist auf Veranstaltungen des Kanarenablegers der FDP. - Früher, da hätte ich mich jetzt besonders und auch bewusst unbeliebt gemacht und mit den Damen und Herren versucht ins Gespräch zu kommen, um meine Besorgnis mitzuteilen. Aber ich Feigling floh nach Hause und bin erst mal eine Runde Gießen gegangen. Reichlich gießen, so lange wir dieses wunderbare Wasser noch aus, vielleicht zu engen Rohren haben.

Und schon sind wir wieder bei der Politik und lassen Sie uns Madrid nur einen Absatz lang anschweifen. - Pedro Sánchez soll ja nun eine Regierung bilden, dazu hätte er Zeit bis zum 26. November, nachdem es dem eigentlich Wahlgewinner Alberto Núñez Feijóo ja nicht gelungen war, einen Regierungspakt in Madrid zu erlangen. - Der, noch kommissarisch regierende Pedro Sánchez könnte sicherlich eine Mehrheit erlangen, die nötigen Stimmen bekäme er. - Die Frage allerdings ist, zu welchem Preis. - Am teuersten verkaufen sich wie immer, die katalanischen Regionalisten/Separatisten, die sich seit ein paar Jahren „Junts“ (Junts per Catalunya – zusammen für Katalonien) nennen. - Allerdings sitzen von denen ja einige im Gefängnis, andere im „Exil“ in Belgien. - Auch deren Chef und ehemaliger Präsident der autonomen Regierung Kataloniens, Carles Puigdemont. - (Nur für Sprachbegeisterte sei zu erwähnen, dass der Name ganz nahe am „Putschdämon“ ausgesprochen wird und damit eine eigenartige wie reelle Deutschdeutung erhält.) - Die Frage lautet natürlich, wie viel fordern nun die Mädels und Jungs von Junts für das Ja zu Sánchez? - Da ist die Rede von einer Amnestie für alle nach dem einseitigen und verfassungswidrigen Referendum vom Oktober 2017 angeklagten Beteiligten. - Das könnte man noch irgendwie schlucken oder verkaufen, schließlich ist das ja inzwischen 6 Jahre her. - Käme halt darauf an, wie umfassend diese Amnestie wäre und wie man das darstellt. - Dann aber klingt immer wieder eine, nun legale Wiederholung des Referendums an und hier lauert spätestens die Rote Linie für Sánchez. - Das wäre nicht nur politischer Selbstmord für ihn, sondern auch immer noch verfassungswidrig. - Es wird also darauf ankommen, wie fein ziseliert Pedro eine Amnestie verkaufen kann, damit ihm nicht die benötigte Unterstützung der, durchaus gewichtigen konservativ-demokratischen Mitte der Spanier entzogen wird. - So muss Sánchez nun genau am Puls der Stimmung sein, ob er denn viel, vielleicht zu viel verspricht, oder lieber Neuwahlen anstrebt. - Das könnte er nämlich auch erreichen und mit einem deutlichen: Seht her, ich habe mich nicht an die katalanische Verlockung verkauft, sondern bin aufrecht geblieben. - Neuwahlen könnten und müssten dann Anfang kommenden Jahres durchgeführt werden. - Es bleibt also spannend in der nationalen Politik.

Weniger aufregend geht es auf den Kanaren und natürlich auch auf La Palma zu. - Absolute Mehrheit der Coalición Canaria im Inselparlament und eine Koalition von PP und CC im der kanarischen autonomen Regierung. - Nun, wo alle Posten, auch die neu erfundenen verteilt sind, kommen unsere Volksvertreter langsam in den Alltag und der sieht weniger angestrengt aus, als vielmehr ostentativ in Folklore und feister Gemütlichkeit schwimmend. - Es erinnert, besonders hier auf La Palma, stark an das Feinripp-Foto von Christian Lindner, in dem Nähe und komplette Entspannung dargestellt werden. Das Motto also lautet: Wir schaukelnd das locker nach Hause und holen so viel Geld auf die Insel, dass keiner mehr wirklich buckeln muss, um seine Pfründe zu verteidigen. - Allerdings schließt das diejenigen nicht ein, welche gar nichts haben oder nur ganz wenig, denn Subventionen und drastische Steuersenkungen kommen nur dort an, wo schon was ist. Aber das war schon immer so bei den Regionalisten, man kümmert sich um seine Leute und nicht um alle. - Das hat man ja auch nie versprochen und solch krustigen Mist wie Ideologie braucht man ja kurzärmlig beim durchregieren sowieso nicht. - So wundert es nicht, dass wieder Scheckbuchpolitik im größeren Stil angesagt ist und man neben der Landwirtschaft nun auch den Tourismus erneut subventionieren will. - Dabei können Subventionen, klug und kurzfristig eingesetzt, durchaus ein Mittel der Wahl sein, allerdings neigen wir ja deutlich dazu, aus einmal dargereichten fremden Geldern ganz schnelle und autochthone Dauerzustände zu basteln. - Grundsätzlich kennen wir ja die Geschichte schon, man spricht die Fluggesellschaften an, ob die nicht für einen Obolus eine neue Strecke wagen wollen. - So auch jetzt wieder und da man ja ein bisschen gelernt hat aus der kürzeren Vergangenheit, müssen sich die Fluggesellschaften verpflichten, mindestens ein Jahr oder zwei Saison lang wöchentlich einen Flieger zu schicken. - Guter Versuch auf alle Fälle, allerdings könnte sich da so manch Ferienflieger einfallen lassen, sich doch die üblichen Verbindungen versüßen zu lassen. - Statt Hamburg könnte man dann aus Hannover fliegen und schon wäre das eine neue Strecke! - Wir werden abwarten müssen, welche Carrier und aus welchen Städten dann zusätzlich zu und fliegen werden und ob man überhaupt das Sommerloch so schließen kann.

Nach diesem, touristisch extrem schlechten Sommer ist uns aber alles recht, was nur irgendwie Gäste auf die Insel schaufeln könnte und belustigt betrachten wir, wie mancherorts von „Overturism“ gesprochen wird und in anderen Destinationen bereits Rollkoffer auf den Straßen verboten werden, da sich Anwohner von den Geräuschen gestört fühlen. - Solche Probleme hätten wir wohl gerne, aber wir haben uns andere auch gleich selbst gebastelt, denn das Überangebot an Ferienunterkünften scheint auch für die drängende Wohnungsnot mit verantwortlich zu sein. - In der Tat hat man vor ein paar Jahren angefangen, so ziemlich alle Wohnmöglichkeiten über den Passus „Vivienda vacacional“ auch legal touristisch vermieten zu können und dabei sind, vor allem im städtischen Bereich, wohl viele Mietobjekte aus dem Dauermietangebot verschwunden. - Neue Regierung, neue Ideen und Vorhaben und hier scheint die Coalición Canaria nun einen Hebel ansetzen zu wollen. - Einmal Genehmigtes ist zwar nicht so einfach wieder zu nehmen, aber man könnte durchaus innerhalb der Städte und Urbanisationen die Ferienvermietung deutlich einschränken, bis ganz verbieten. - Das mag besonders für Tenerife und Gran Canaria gelten, hier auf La Palma scheint der Vulkan und das weiterhin geltende Veto von Puerto Pripjat (Naos) und La Bombilla eher für die Wohnungsnot verantwortlich zu sein. - Aber wir können sicher sein, irgendwie wird man Hand und Stift, wahrscheinlich Rotstift an die „Vv“ (Viviendas vacacionales) legen. - Andere Möglichkeiten, wie zum Beispiel den gewaltigen Leerstand tausender Wohnungen und Häuser auf den Kanaren zu beseitigen, könnten zwar über öffentliches Interesse auch robust angegangen werden, aber solche Maßnahmen nimmt keine Öffentliche Hand gerne in die selbe. - Auch steht der touristische Sektor vor einer weiteren Bedrohung in Spanien. Unter dem Deckmantel der Sicherheitsanforderungen möchte man noch viel mehr Daten von den Urlaubsgästen abgreifen, als das ohnehin bereits der Fall ist. - Und das gleich von mehreren Seiten: Vom Vermittler (Agentur), vom Vermieter sowie von der Autovermietung und diese Dreifaltigkeit lässt nun natürlich Orwellsche Gedanken aufkommen. - Auch geht man damit natürlich große Risiken ein, denn persönliche Daten wie Bankverbindung, Wohnort, Ausweisnummer bis hin zu Verwandtschaftsverhältnissen, die sind auf dann gleich drei, meist nur unzureichenden Rechnern, sicherlich viel einfacher für „Interessierte“ abzugreifen. - Die Branche läuft Sturm dagegen, man konnte das auch bereits zwei Jahre herauszögern, aber ob das nun wirklich ab kommenden Januar in die Tat umgesetzt wird, wir wissen es noch nicht. Mit europäischem Datenschutzstandard ist das sicherlich nicht zu vereinbaren, aber Spanien ist in dieser Hinsicht äußerst progressiv und lässt sich da nur ungern belehren. Ob solche rigiden Maßnahmen wirklich dazu in der Lage wären, terroristische Banden vom bösen Tun abzubringen, ich habe da meine Zweifel, die Damen und Herren steigen selten bei uns ab. - Man bringt eher die zum Datensammeln verurteilten Firmen und Privatleute zum Schwitzen und wohl dazu, Datenschutzregeln zu verletzen. Gesetz 933/2021

Ob solche Reglungen unser Spezialpublikum, die so genannten „Brezeldiebe“ vom winterlichen La Palma Besuch abbringen kann, das wird sich auch erst noch zeigen müssen. - Brezeldiebe sind, weniger poetisch ausgedrückt, Überwinterer aus Mitteleuropa, welche die harten Monate hier auf den Kanaren aussitzen wollen. - Davon haben wir einige, aber viele eben auch durch die diabolische Zweifaltigkeit von Corona und Vulkan verloren und jetzt endlich scheint es so weit zu sein, dass sich die Zahl der Anorak- und Übergangsjackenträger auf La Palma in der Wintersaison wieder stabilisiert. Das wäre vielen Branchen zu wünschen, hat sich doch der Einzelhandel, wie auch die Gastronomie, und nicht zuletzt das Gewerk der Bettenbereitsteller, gerne an diese „Bank“ gewöhnt. - Offizielle Zahlen gibt es dazu nicht, die Statistik hat große Schwierigkeiten, diese Gruppe separat zu erfassen, aber man gewinnt in den letzten Tagen und Wochen wohl den, wenn auch oberflächlichen Eindruck, es seien wieder deutlich mehr Brezeldiebe unterwegs. - Ich glaube nicht, dass es mir so einfach gelingen will, Ihnen den, bereits äußerlichen einfach zu erkennenden Unterschied von Urlaubsgast zu Überwinterer ohne Fettnäpfchen zu erläutern. - Also lasse ich es sein, Sie können das ja selbst auch mal versuchen, so beim Kaffee oder dem Schlendern auf dem Markt oder bei Lidl. - Warum Brezeldiebe? - Das habe ich früher schon öfter erklärt, aber hier für Spätkolummnierte: Die kaufen uns einfach das leckere Laugengebäck schon in der Frühe weg, wenn wir „Resis“ noch schwer am Arbeiten sind, oder vielleicht einfach noch mit dem nächtlich zerknüllten Kopfkissen über den Nahen Osten streiten. - Und bei La Tarta in El Paso, da gibt es Brezeln, die sind die besten außerhalb Süddeutschlands, nur eben im Winter meist mittags bereits ausverkauft… Diese Gäste sind in der Tat für einige Branchen hier auf den Inseln extrem wichtig, werden aber für La Palma wohl nicht alleine in der Lage zu sein, die Einkommensverluste durch den rückgängigen Tourismus auffangen zu können. - Besonders eben im Sommer nicht, da die Zahl der „Übersommerer“ doch deutlich gegen Null tendiert.

Aus La Palma wieder, oder sollte man sagen endlich, eine Ganzjahresinsel zu machen, mit Saison von Januar bis Januar, daran muss wohl deutlich noch gearbeitet werden. - Wenn so etwas überhaupt geht, denn wir haben ja bitter in den letzten Jahrzehnten erfahren müssen, dass es nicht die Pläne sind, welche uns weiterbringen, sondern Zufälle, fremde Konjunkturen und das unverschämte Glück, einen Vulkanausbruch irgendwie zu überstehen. - Nur hat das eben für eine Saison gereicht und die Neugier der Iberer wohl auf die Insel gelockt und so konnte man einen Sommer lang mal aus dem Vollen schöpfen. - Aber die Generalneugier, oder sollten wir ehrlicher sagen, das leicht morbide Interesse an Naturgewalten und Zerstörung, das ist inzwischen weitergewandert. - Wohin wissen wir nicht genau, allerdings stehen auch für die kommenden Jahre die Zeichen eher auf Zuhause bleiben. - Nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern auch geo- und weltpolitisch sollten wir von den Roaring Twenties, hier wohl am besten mit „Schrillen Zwanzigern“ zu übersetzen, nicht viel Gutes erwarten. - Wären da nicht unsere treuen Stammkunden und eben die Brezeldiebe, welche uns immer wieder nach derben Niederschlägen auf die touristischen Beine geholfen haben. - Leider habe ich ja im Moment so überhaupt keinen Kontakt mehr zum politischen System der Insel, sonst würde ich mal den Vorschlag machen, doch eine Statue, aber auf keinen Fall schon ein Denkmal, dankend an den ewig wiederkehrenden Überwinterer machen. - So wie er da leibt und lebt, mit Übergangsjacke, Wollsocken, Sandalen und frischen Brezeln. - Und wenn wir dann, auch nur mal ganz kurz unseren angeborenen Sarkasmus auf die Seite schieben: Die Brezeldiebe und Stammgäste aus Mitteleuropa haben der Insel seit Jahrzehnten viel, aber auch viel, viel mehr eingebracht, als alle Pauschalgäste, Kongressbesucher oder Katastrophentouristen zusammen. - Und sicher auch zukünftig mehr als die Golfer, sollte denn die Drohung wahr werden, solche Spielwiesen für Gelangweilte im Weltbiosphärenreservat installieren zu wollen. - Lasst mir eine Brezel übrig, ansonsten Horrido und Herzlich Willkommen auf der Wilden der Kanaren!

Vielleicht interessiert ja auch die länger auf der Insel weilenden Gäste solch ein Naturphänomen, wie man es gerade noch bestaunen kann. - „La Lagarta“ ist gerade wieder unterwegs und hier meinen wir keine weibliche Eidechse, sondern das massenhafte Auftreten eines Nachtfalters und dabei eben besonders seiner Raupen. - Tatort, Montaña Enrique, oberhalb El Pasos, unter dem Birigoyo und nördlich des frischen Kraters an der Cabeza de Vaca. Man kann das kulinarische Ergebnis der Myriaden an Raupen schon von weitem erkennen, der Wald dort ist auf vielen Hektar braun. - Wie ausgetrocknet, oder wie nach dem Vulkanausbruch, aufgrund der Schwefeldämpfe und dem damit einherkommenden Sauren Regen. - Es sind aber die Raupen des Calliteara fortunata, welche sich Kiefernnadel knabbernd durch die Landschaft begeben und dabei wenig Grün an den Bäumen lassen. - Allerdings stirbt der Baum dadurch nicht ab, der treibt nach ein paar Wochen wieder aus, wenn die Raupen sich alle verpuppt haben und dann als graue Nachtfalter das kurze Glück eines freien Flugs genießen. Anders als der, in Deutschland so gefürchtete Eichenprozessionsspinner, treten die Raupen der Lagarta zwar manchmal in Massen auf, allerdings ziehen die nicht in Prozessionen die Bäume hinauf, sondern jedes Tier sucht seinen eigenen Weg. - Aber die Richtung scheint vorgegeben, denn scharf zeichnet sich der Kontrast ab, wohin der Zug der vielen Raupen denn geht. - Ähnlich den Vulkanen hier auf der Insel, gibt es vielleicht alle 20 Jahre ein Massenauftreten der Raupen und damit auch Falter, und warum das so ist, das weiß die Raupe ganz alleine. - Ich habe unten, neben den frischen Fotos, auch noch zwei aus dem Jahr 2006 angehängt, als oberhalb San Nicolás auch schon mal die Raupenplage unterwegs war. - Danach erinnere ich mich an kein weiteres solches Naturschauspiel, wobei ich natürlich meine Augen nicht überall auf der Insel haben kann. - Dabei fällt mir auch wieder ein, dass wir ebenso seit fast 20 Jahren kein Massenauftreten der Portugiesischen Tausendfüßer Ommatoiulus moreleti mehr melden konnten, welche nach der Jahrtausendwende mehrere Winter lang für deutliche Unruhe in den mittelhohen Lagen der Insel gesorgt haben.

Betritt man den Kiefernwald während die Raupen unterwegs sind, dann ist das sogar ein bisschen gespenstisch. - Wir waren Anfang des Befalls gerade zufällig dort unterwegs und konnten so der Ausdehnung und Entwicklung dieses Massenbefalls genau verfolgen. - Es kinstert und regnet, leider nicht nur angeknabberte Kiefernnadeln, sondern auch der Kot der Raupe rieselt dann im Wald auf einen herab. - Unklar ist, ob denn die vielen Härchen, welche die, durchaus ansehliche Raupe nicht nur auf dem Rücken trägt, für andere Lebewesen gefährlich ist. - Giftig scheint sie nicht zu sein, allerdings wird von allergischen Reaktionen berichtet, aber das sagt man ja über die FDP auch. - Es ist allerdings wohl nicht ratsam, seine Hunde dort auszuführen und man kann sich natürlich schon vorstellen, wie es deren Riechorganen geht, wenn die tausende von kleinen Raupenhärchen beim Fährten lesen aufnehmen. - Es ist allerdings noch keiner gestorben daran, auch wieder so wie beim Vulkan, nur geht das Auftreten der Raupen wohl schneller und weniger nachhaltig wieder vorbei. - In den letzten Wochen und Tagen haben wir fast nur noch bereits eingesponnene Exemplare gefunden, also sollten in den kommenden Wochen nächtliche Schwärme rund um Las Moraditas zu bewundern sein. - Vielleicht macht auch der jetzt aufkommende Regen den Raupen die Wahl in die Verpuppung angenehmer und wie schön und gewaltig es doch ist, solche Naturschauspiele genießen zu können. - Und man kann Live dabei sein, denn man muss nur den Weg nach Las Moraditas einschlagen und so lange hoch fahren, bis es anfängt Nadeln und kleine, grüne Knöllchen zu nieseln. - Oder bis dahin, wo die Kiefern über einem nicht mehr grün, sondern braun sind. - Für alle quergesteuerten unter und, oder die Fraktionen leicht-, bis abergläubisch: Es handelt sich bei der Raupe noch nicht um die Siebte Plage, denn bislang zählen wir erst: Corona, Feuer, Vulkan, Coalición Canaria und eben jetzt La Lagarta. - Da ist noch Raum für zwei weitere Hekatomben und ich bin schon ganz furchtbar gespannt, was denn da noch so alles auf uns zukommt in den kommenden Jahren...





Der Hauptdarsteller der letzten Wochen, auch wenn unsere regionalen Politiker das gerne anders behaupten...




Die Farbe der Härchen der 5 Büschel auf dem Rücken variiert von rötlich zu, meist blau




Ich habe doch gesagt, blau!







Das sind schon wunderschöne Tiere und doch bleiben so viele Fragezeichen um die "Lagarta" stehen




Dieses Exemplar war ein bisschen kleiner, aber behaarter als die meisten anderen Tiere. - Jungtier? - Geschlecht? - Oder einfach nur anders?




Inzwischen haben sich die meisten Raupen längst verpuppt. - Hier spinnt sich die Raupe noch ein




Hier ist das Tier bereits komplett eingesponnen und man kann keine Bewegungen mehr wahrnehmen




Was man auch öfter sieht, mehrere Raupen bauen ihre Kokons zu einer "Puppenstube" aus




So sieht dann eine Kanarische Kiefer dicht besiedelt von verpuppten Calliteara fortunata




Fährt man von der Hauptstraße Richtung Las Moraditas ab, dann zeigt sich dieses Bild mit scharf abgegrenztem Raupenbefall




Das, was da die Straße in der Mitte grünlich schimmern lässt, sind die vielen kleinen "Scheißhaufen" der Raupen. - Das macht Spaß, wenn man im Wald steht und es rieselt auf einen herab! Kiefernnadeln natürlich...




So sieht das dann beim genaueren Hinsehen aus




Hier zum Vergleich, eines meiner Bilder aus dem Jahr 2006. - Oberhalb San Nicolas, man kann ganz winzig die kleine Kapelle entdecken. - So weiß man, wo das war. - Die betroffene Fläche scheint etwas kleiner zu sein, als dieses Jahr.




Wieder aus 2006. - Weder rötlich noch bräunlich die Haarbüschel hier?




Die alltägliche Krux mit der politischen Hybris. - Von links nach rechts: Nieves Lady Barreto, Gobierno de Canarias, Narvay Quintero, Gobierno de Canarias, Sergio Rodríguez, Cabildo La Palma, Eloy Martín, Bürgermeister El Paso. - (Alle CC, sowie AHI) - Die beiden Techniker der Comunidad de Regantes, nach deren Vortrag die Versammlung eigentlich beendet war.




Die dagegen wirklich wichtigen Akteure: Mia in der Bougainvillea




An manchen Tagen qualmt Kollege Stinkstiefel immer noch gewaltig. - Hängt natürlich auch von der Umgebungstemperatur ab




Von unserem Standort aus: Die neue Nord-Süd-Magistrale auf der Westseite, zumindest so lange, bis die LP2 wieder hergestellt ist









Familie Ingrid & Mathias Siebold
Calle el Torreón 5/7
E-38750 El Paso
La Palma, Islas Canarias, Spanien
Telefon: + 34 922 497 216
WhatsApp: + 34 616 167 775
email: m.siebold@casamartin.de

Casa Martin Ferienhaus auf La Palma